Queere Verlage und Autoren auf der Frankfurter Buchmesse 2024

Ich kenne die Frankfurter Buchmesse seit langem, doch diesmal war ich als Autor des Dead Soft Verlages eingeladen.

Der Verlag feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Gegründet wurde er 1999 von Simon Rhys-Beck. Im Augenblick veröffentlicht er 475 aktive Titel von 76 deutschsprachigen und etwa 60 englischsprachigen Autor*innen (von den Niederlanden bis Neuseeland). Simon beschäftigt zwischen 6 und 8 freiberufliche Lektor*innen, Korrektor*innen und ebenso viele Übersetzer*innen. Er führt den Verlag alleine mit 1 Bürokraft.

Dead Soft bietet eine breite Palette von Genres mit schwulen Protagonisten und legt wert auf Unterhaltung mit Happy End: Krimi, New Adult, High Fantasy, Contemoprary, Comming out. Es gibt noch den Imprint „Tensual publishing“. Er bietet Platz für alles, was nicht „gay“ ist. Diese Sparte soll noch ausgebaut werden.

Am Samstag, 19. Oktober, war ich zu einer Diskussionsrunde auf der New Adult Stage eingeladen. Das Thema war „Read with Pride“. An der öffentlichen Diskussion vor einem sehr interessierten Publikum nahmen Jeanette Bauroth von „Second Chances Verlag“ und Astrid Ohletz vom „Ylva Verlag“ teil. Die Moderation übernahm Lea Kaib. Ich durfte für Dead Soft sprechen und natürlich für mich selbst.

Besprochen wurden queere Themen, doch die Zeit war einfach viel zu kurz, um sie alle ausführlich darzulegen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass Queerness keine Modeerscheinung ist und historische sowie kulturelle Ursprünge besitz. Währen queere Sichtbarkeit in Mode, Popkultur, Film und Sport zunehmen, leiden weiterhin viele Menschen unter Diskriminierung.

Ein Thema behandelte Queerness im literarischen Mainstream. Einige große Publikumsverlage veröffentlichen inzwischen queere Geschichten. Wenige dieser Verlage vertreten schon seit Jahren queere Interessen. Bei anderen habe ich den Eindruck, dass sie Queerness gerade „modern“ finden und als Profitnische sehen, denn der queere Büchermarkt hat in den letzten Jahren angezogen. Egal ob im Verlagsbereich oder im Selfpublishing. Ganz klar, queere Verlage sind in der Regel kleine Verlage. Sie und die Selfpublisher haben nicht die Ressourcen wie die großen Verlage, um auf ihre Titel aufmerksam zu machen. Manchmal kommen Innovationen ja von kleinen Verlagen oder Einzelpersonen, auf die dann große Verlage aufspringen und sie für sich ausschlachten.

Sehr wichtig finde ich auch die große Anzahl von Autor*innen auf dem queeren Selfpublisher Markt, die mit großem Engagement und Risiko sich selbst verlegen, Cover, Satz und Vermarktung, kurz gesagt ALLES  selbst übernehmen und mit ihren Geschichten diese Branche noch bereichern. Sie sorgen für noch mehr queere Sichtbarkeit.

Ein weiteres wichtiges Thema war „Own Voice“. Kann eine nicht-quere Person queere Bücher schreiben? Ich persönlich meine: ja. Im Dead Soft Verlag gibt es erstaunlich viele heterosexuelle Autorinnen, die meiner Meinung nach sehr gut über schwule Männer schreiben.

Am Ende kam noch das Thema „Comming Out in der queeren Literatur“ zur Sprache. Mein Standpunkt dazu: Was das Comming Out betrifft, hat sich seit meiner Jugend kaum was geändert hat, trotz der Präsenz von queeren Menschen in Film, Musik, Sport, trotz Online-Plattformen für queere Minderjährige, den vielen queeren Organisationen, Sebsthilfegruppen und dem Wachsen der queeren Literatur. Für mich sollten Comming Out Bücher immer ein Happy End haben, um jungen Menschen Mut zu machen: Seid was ihr seid. Verbiegt euch nicht und steht zu euch. Ihr seid wertvoll. Auch wenn Queerness manchmal verletzt und weh tut, wer euch wirklich liebt, steht zu euch.

Comming Out war und  ist immer noch ein Kraftakt, den keiner nachvollziehen kann, der ihn nicht durchstehen muss. Nicht alle bewältigen diesen Akt und gehen vielleicht daran zugrunde. Das macht mich traurig. Wütend machen mich die Stimmen, die queere Sichtbarkeit unterdrücken wollen, sich darüber lustig machen und sie aus Schulen und Öffentlichkeit verbannen möchten.

Comming Out ist für mich ein stetiger Prozess. Er hört nie auf, wächst und lässt mich reifen. 

Mein Fazit: Queere Sichtbarkeit ist in allen Bereichen des Lebens wichtig. Besonders für junge Queers. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Damit sie sehen: „Hey, ich bin nicht alleine und es gibt weitere Queers und Nicht-Queers, die auf meiner Seite stehen!“