Orlando Stein liefert mit „Bulle und Finn“ einen erfrischenden Krimi, der sowohl durch seine Spannung, aber oder besser gesagt, wegen seiner Figuren besticht. Der Klappentext verspricht viel, und das Buch hält dieses Versprechen in jeder Hinsicht.
Die Geschichte dreht sich um Oberkommissar Hanno Peters, einen offen schwulen Polizisten beim LKA Berlin, der in der Abteilung Organisierte Kriminalität arbeitet. Hanno hat genug von der Brutalität seines Berufs und beschließt, seinen Job zu kündigen, um das Frühstückshotel seiner Oma an der Ostsee zu übernehmen. Gleichzeitig möchte er sich seiner Vergangenheit stellen, insbesondere dem Segelunfall seines jüngeren Bruders Phillip, für den er sich die Schuld gibt.
Hanno muss seinen Nachfolger Luis einarbeiten, der nicht nur durch seine Professionalität, sondern auch durch sein attraktives Äußeres auffällt. Zusätzlich wird Hanno in seinem letzten Fall zum Beschützer des bedrohten Jugendlichen Finn, der eine frappierende Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Bruder Phillip aufweist. Hanno schwört, sich nicht noch einmal von einem Jugendlichen täuschen zu lassen, doch Finn und Luis bringen seine Pläne gehörig durcheinander.
Was „Bulle und Finn“ besonders auszeichnet, sind die hervorragend ausgearbeiteten Charaktere und die dynamischen Interaktionen zwischen ihnen. Hanno ist ein komplexer Protagonist, dessen innere Konflikte und Emotionen authentisch dargestellt werden. Die Chemie zwischen Hanno und Luis ist spürbar und trägt maßgeblich zur Tiefe der Geschichte bei. Auch die Beziehung zwischen Hanno und Finn ist intensiv und vielschichtig, was dem Buch zusätzliche Spannung verleiht.
Stein gelingt es meisterhaft, eine Balance zwischen humorvollen Momenten und ernsthaften, spannenden Szenen zu schaffen. Trotz der düsteren Themen und der ernsten Grundstimmung des Falls gibt es regelmäßig humorvolle Dialoge und Situationen, die das Lesen auflockern und für Abwechslung sorgen. Diese Mischung macht „Bulle und Finn“ zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis.
Die Handlung ist gut durchdacht und die Spannungsbögen geschickt platziert, und die Auflösung des Falls ist sowohl überraschend als auch zufriedenstellend. Zusätzlich bereichert eine kleine queere Romanze die Geschichte, ohne dabei erzwungen zu wirken.
Fazit: „Bulle und Finn“ ist ein sehr gelungener queerer Krimi, der durch seine spannungsreiche Handlung, die sympathischen Charaktere sowie die gekonnte Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor besticht. Orlando Stein hat hier einen Balanceakt vollbracht, der das Buch zu einem echten Lesegenuss macht. Eine klare Empfehlung für alle Krimifans, die auf der Suche nach einer etwas anderen, queeren Lektüre sind.
Ben Männel auf Instagram: @buchkomet