„Orlando Stein und die Liebe“

Liebesgeschichten faszinieren mich schon immer. Basternaks „Doktor Schiwago“ ist für mich eine der schönsten und tragischsten in der Literatur. In der Historie ist es die mysteriöse Geschichte von Kaiser Hadrian und seinem Geliebten Antinoos. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Liebe ist viel mehr als nur „Mensch trifft Mensch und es funkt“. 

Manche bezeichnen Liebe als magisch, bedingungslos und dauerhaft bis über den Tod hinaus.

Für mich ist Liebe das Gefühl, dass Menschen zusammenzugehören, auch wenn sie das nicht immer wahrhaben wollen oder länger dazu brauchen, es zu erkennen. Und warum eigentlich immer nur zwei und im ähnlichen Alter? Ab wann darf man lieben und wen? Wie viele Menschen kann man lieben? Hat Liebe nicht unendlich viele Gesichter? 

Muss eine Liebesgeschichte immer denselben Regeln des Genres unterliegen? 

Zwei treffen sich, hassen sich (oder verlieben sich), kommen zueinander, irgendetwas bringt sie auseinander und dann kommen sie am Ende doch wieder zusammen. Oder es gibt eben kein Happy-End. Ich meine, diese Regel funktioniert sein den Tragödien der Alten Griechen. Sind sie für uns Menschen des 21. Jahrhunderts noch gültig?

Als Autor ist es für mich aufregend, Menschen zusammenzubringen und zu erkunden, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen, ob sie Liebe mit Sex verwechseln, oder ob Liebe und Sex zusammen überhaupt der Jackpot sind. Forever Love? 

… Und wenn sie nicht gestorben sind …

Das gaukeln uns ja viele Filme, Bücher und die Norm vor. 

Da ich nur über etwas schreiben kann, was mich selbst betrifft, sind meine Figuren Männer. Lieben Männer anders als Frauen? Lieben schwule Männer anders als heterosexuelle? 

Beim Schreiben von Liebesgeschichten tauchen viele Fragen auf. Bei mir, zumindest. Ob sie immer beantwortet werden, sei dahingestellt. Wichtig ist doch, dass man solche Fragen überhaupt aufwirft und dass Romanautor*innen damit spielen können und dürfen. Wir erzählen schließlich Geschichten, sind so etwas wie nette Rattenfänger der Gefühle anderer. Ich bin nicht meine Geschichten. Sie sind meine Fiktion.

Trotzdem bedaure ich am Ende einer eigenen Geschichte immer wieder, dass sie zu Ende ist und ich meine erfundenen Charaktere verlassen muss. Wenn es meinen Leser*innen genauso geht, dann habe ich es vermutlich richtig gemacht.